Projekt FE_14

17.12. TiKK FE_14_web

„Frühlings Erwachen“ im Karlstorbahnhof – Theaterprojekt mit Jugendlichen

Zum Artikel

RNZ. Ein beeindruckendes Jugendtheater erlebte das Publikum am 17. Dezember im Kulturhaus Karlstorbahnhof unter dem Titel „Projekt FE_14“: 18 Jugendliche und junge Erwachsene aus Heidelberg hatten sich ein Jahr lang unter professioneller Anleitung mit Frank Wedekinds Stück „Frühlings Erwachen“ von 1891 auseinandergesetzt und auf seine aktuellen Inhalte und Bezüge abgeklopft und den damaligen und heutigen Konfliktlinien nachgespürt. Das Ergebnis war eine spannungsvolle Collage von Schauspiel, Tanz und eigenen Songs. Die Mischung aus Theater, Tanz, Musik und Performance sorgte für einen großen inhaltlichen Bogen, für viele überraschende Einlagen und Wendungen und bewegte sich erfrischend weit weg von der üblichen Aufführungspraxis. Überzeugend und expressiv setzten sich die Jugendlichen, die über die Kooperationspartner Theodor-Heuss-Realschule, die Nostos-Tanzwerkstatt, das Medienforum Heidelberg und die Kineskop Filmschule zusammengefunden hatten, mit den Themen Pubertät, Autoritäten, Mobbing, Suizid und Sexualität auseinander. Künstlerisch hervorragendes Niveau „FE_14“ fand im Rahmen des Projektes „Jugend ins Zentrum!“ der Bundesvereinigung Soziokultureller Zentren statt, wurde durch Fördermittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert sowie vom Karlstorbahnhof Heidelberg initiiert und organisiert. Es ging aber nicht nur um die Bühnenshow – die Teilnehmer lernten auch die Tätigkeiten und Arbeiten vor und hinter der Bühne, die Technik rund um eine Aufführung kennen. Außerdem wurde der gesamte Arbeitsprozess medial begleitet, sodass sie erfuhren, welche Berufe es im Veranstaltungsbereich gibt. Das Ergebnis war ein rundum erfolgreiches und beeindruckendes Projekt, eine künstlerisch hervorragende Aufführung auf einem Niveau, das vergessen ließ, das man es mit Jugendlichen, nichtprofessionellen Darstellerinnen und Darstellern zu tun hatte. Schauspiel- wie Tanzszenen bestachen durch Klarheit, emotionales Feingefühl, Humor und eine Bildsprache, die immer berührte. Auch die leisen Momente und feinen Zwischentöne, die in dieser Aufführung sauber herausgearbeitet waren, wünscht man sich oft genug vergebens beim Umgang mit diesem Stück und seinen Themenkomplexen. Eine weitere spannende Bereicherung der Performance stellten die Eigenkompositionen von Jana Sophie Bartsch dar, die sie charmant und gefühlvoll an der Bühnenrampe mit Gitarre vortrug. Die Titel „In Between“, „Complicated“ und „Hear Me Out“ unterstrichen und kommentierten das Bühnengeschehen hervorragend. Das letzte Lied „Better“ sang Bartsch im Duett mit der Schauspielerin Janine Kalbrunner. Die beiden gaben damit dem eher düsteren Ende des Stücks einen hoffnungsvollen, positiven Ausblick.

Heidelberger Nachrichten
RNZ, 29.12.2014
https://www.facebook.com/fruehlingserwachen14