Gerade rollt der letzte Lastwagen an den Eingang zum Bühnenbereich heran. Kiste für Kiste wird durch den breiten Flur hin zu den Veranstaltungsräumen oder den Büros getragen. Das ganze Team packt mit an – spürbare Anspannung und Müdigkeit nach einem anstrengenden Wochenende.
Wir sind dann jetzt in der Südstadt – Noch fünf Tage, bis es in den Campbell Barracks losgeht.
Noch immer wird geschraubt, geschleppt, gehämmert und geprüft.
Was die Mitarbeiter*innen des Karlstorbahnhofs in den letzten Wochen geleistet haben ist bemerkenswert. Bis zuletzt wurde Programm in der alten Spielstätte am Bahnhof Altstadt gemacht, gleichzeitig der Umzug vorbereitet, die Eröffnung geplant, Print- und Onlineveröffentlichungen herausgebracht und Veranstaltungen für den neuen Standort koordiniert.
Die letzten Tage waren für alle auch besonders emotional. Viele aus dem Team sind seit Jahren dabei und jede*r kann zu den verschiedensten Ecken des verwinkelten Gebäudes am Ende der Altstadt seine Geschichten erzählen. Wir haben hier einfach so verdammt viel gemeinsam erlebt – zusammen geschwitzt, gejubelt und geflucht, uns den Kopf zerbrochen und uns in den Armen gelegen. So ganz kann es noch keine*r so richtig fassen, was gerade passiert, doch alle spüren die Spannung, die im Aufbruch liegt.

Groß prangt das Karlstorbahnhof-Logo am neuen Haus und blickt auf den Marlene-Dietrich-Platz im neuen Stadtteil, der zusammen mit dem gegenüberliegenden Platz (Forum) zum Treffpunkt der Südstadt werden soll.
Am Freitag (28.10.) werden sich dann erstmals die Türen für alle öffnen, durch die man zunächst ins große helle Foyer – die Zentrale – gelangt, von der aus Saal, Theater, Klub und Seminarräume zu erreichen sind. Die Zentrale schafft Raum für Begegnungen bei den Veranstaltungen abends und auch am Tag. Ein gastronomisches Angebot wird in Zukunft ganztägig zum Verweilen einladen.
Schon am Eröffnungsabend zeigt das Haus die Diversität seiner Kulturangebote. Neben eine Videoinstallation („Under my Umbrella“), die das Gebäude illuminiert, treten musikalische Beiträge verschiedener Genres und eine große Party (The Base: Move D & Dengaboys). Am Wochenende folgt dann mit dem 24-Stunden-Spektakel „Theater Tag & Nacht“ ein Marathon der darstellenden Künste, präsentiert vom Freien Theaterverein Heidelberg. Viele Mitglieder des Vereins und Freunde aus der Region weihen damit die neue Bühne mit vielfältigsten Beträgen ein.
Im Saal eröffnet „Get Well Soon“ mit neuem Album im Gepäck das Konzertprogramm (29.10.) und bei „Und Du?“ können Kinder Künstler*innen kennenlernen und gemeinsam Geschichten und Ideen entdecken (30.10.). Außerdem lädt der Karlstorbahnhof zur Lesung der Journalistin Hadija Haruna-Oelker ein, die in ihrem Buch „Die Schönheit der Differenz“ eine Vision von einer anerkennenden und wehrhaften Gesellschaft entwirft (30.10).
Als weiteres Theaterhighlight folgt dann eine Sonderausgabe der Heidelberger Theatertage. Im Rahmen der PREISstücke sind freie Ensembles aus ganz Deutschland geladen, die in Heidelberg bereits ausgezeichnet wurden und das Publikum besonders begeistert haben.
Alle Theaterfans dürfen sich dabei auf Namen wie Cargo Theater (Freiburg), DER WEISSE KNOPF (Köln) oder Cammerspiele (Leipzig) freuen.

Wir schlagen ein neues Kapitel für unseren Karlstorbahnhof auf und laden alle ein, daran mitzuschreiben. Ich bin mir sehr sicher, dass jede*r ganz bald mit eigenen Geschichten aus der Spielstätte in Campbell das große Buch unserer fantastischen Kulturinstitution füllen kann. Und genau das ist letztlich das Ziel – schon immer gewesen. Für solche Geschichten ist es zwar erstmal egal unter welchem Dach sie entstehen und ob das Haus im Süden oder Osten steht, doch der Süden bietet nun noch viel mehr Raum für Begegnungen und Erlebnisse, aus denen die Geschichte gemacht sind, die uns bewegen und verändern können.
Darauf freue ich mich, Campbell!




Abbildung: Programmzeitschrift des Karlstorbahnhofs, November.