Mit der Verleihung des Publikumspreises endet das 12. Iranische Theaterfestival Heidelberg
Mit der bewegenden Soloperformance, „Ich bin sie“, von Soheila Ghodstinat (Text/Regie: Ana Bayat) über die biografische Geschichte eine Flucht aus dem Iran, sahen wir am Sonntagabend das letzte Stück im Wettbewerb um den begehrten Publikumspreis.
Auf der anschließenden Preisverleihung musste Festivalleiter Gholam Allboje verkünden, dass es erstmalig zwei Siegerensembles gibt. Die Produktionen „An diesem Ort und in dieser Zeit“ (Text: Mahshid Amirshane / Regie: Niloofer Beyzaie) und „Der Mann im Futteral“ (nach A. Tschechow / Text: Wendy Wusterstein / Regie: Babak Radmehr) dürfen sich über die Auszeichnung freuen.
Auch für mich persönlich war Babak Radmehrs bildstarke Inszenierung um die junge Varinka (Parichehr Bijani) und den Dorflehrer Bylinkov (Babak Radmehr) , die einander gefunden haben und sich doch keinen Weg zu einem funktionierenden Zusammenleben aufzeigen können, der Sieger. Die Kombination aus Tanz, Sprechtheater, Videoinstallation und hervorragender atmosphärischer Livemusik zog den Zuschauer in den Bann. Gemeinsam mit den Kollegen des Theaters im Romanischen Keller betreute ich die Produktion licht- und tontechnisch. Die Zusammenarbeit mit dem Ensemble aus Hamburg bescherte uns einen intensiven Theatertag, der große Freude bereitete. Glückwünsche nach HH!
Ein weiteres Highlight des diesjährigen Festivals war das Konzert des Singer/Songwriters Faarjam und seiner Amsterdamer Band im Saal des Karlstorbahnhofs. Nach einer halben Stunde hielt es keinen der Zuschauer mehr auf den Sitzplätzen und das hauptsächlich iranische Publikum sang lautstark mit und machte den Auftritt des jungen Künstlers und seiner hevorragenden Kollegen zu einem Erlebnis mit Nachhall.
Zum Reinhören: Faarjam – Amsterdam
Wie immer ging es aber im Besonderen auch um das ganze „Drumherum“ beim Festival, das Beisammensein im Gespräch bei heißem Schwarztee. Beeindruckend ist der feste Zusammenhalt der exiliranischen Festivalbesucher, die oftmals schon seit dem ersten ITF im Jahr 2006 mit dabei sind. Gänsehaut brachten auch die gemeinsamen Gesänge, die angestimmt wurden. Hautnah dabei zusein, wenn sich die Freude über die gemeinsame Zeit und Trauer über die verlassene Heimat und die vielen dramatischen Schicksale verbinden, wird zu einem nachwirkenden Eindruck.
Wie wichtige wäre es doch, die Möglichkeit des Gewinns solcher Eindrücke für ein breiteres Publikum zu öffnen. Leider füllten sich die Ränge der Theater manchmal eher spärlich und häufig fanden sich nur eine handvoll Besucher ohne iranischen Migrationshintergrund bei den Veranstaltungen des Festivals wieder.
Für das 13. Iranische Theaterfestival muss sich noch ehrgeiziger auf das Ansprechen dieser Zielgruppe konzentriert werden, mit besseren Stückbeschreibungen, Diskussionsangeboten und möglicher Übertitelung bei persischsprachigen Produktionen, wenn dies nötig ist.
Sonst bleibt dieser wichtige Beitrag zum Kulturaustausch, mit seinem großem Potential, Respekt und Verständnis füreiander zu vertiefen, unausgeschöpft.
Mit diesem Wunsch für das Festival im nächsten Jahr und Dankbarkeit für alle Begegnungen in diesem Jahr, blicke ich auf die vergangenen fünf Tage.
Merci – متشکرم
K.S.
Bericht über das ITF von Omid Rezaee auf Amalberlin